Deutschland und Österreich sind gegen ein Greenwashing der Kernenergie. Auch Luxemburg, Portugal und Dänemark haben sich dagegen ausgesprochen.
Durch eine Volksabstimmung wurde 1978 in Österreich die Inbetriebnahme des ersten Atomkraftwerks verhindert. Und es sollte der einzige Versuch bleiben, in der Alpenrepublik ein Kernkraftwerk zu errichten.
Heute ist man hierzulande stolz darauf, ohne Atomkraft auszukommen.
Für heftige Proteste sorgt nun ein Plan der EU, namentlich ist vor allem Frankreich zu nennen, Atomstrom und fossiles Gas als klimafreundlich, also "grün" einzustufen. Warum? Nun ja, die grundsätzlich ehrbaren Interessen, die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 drastisch zu reduzieren, scheinen zu ambitioniert gewesen zu sein. Offensichtlich weiß man nun nicht, wo man die benötigte Energie herbekommen soll.
Das Ganze natürlich nur für eine bestimmte Zeit, eine Übergangsphase sozusagen. Nur zu hoffen, dass die Übergangsphase nach mehrmaliger Verlängerung kein Dauerzustand wird!
Welche Gefahren gehen von Atomkraftwerken aus?
1. Atomkraftwerke sind Gefahrengebiet.
Im Falle von Störfällen kann Radioaktivität austreten und die Umwelt unbewohnbar machen, das Grundwasser verseuchen. Atomkraftwerke werden bewacht, insbesondere gegen Terroranschläge. Es drohen aber auch Gefahren durch menschliches Versagen oder Naturgewalten, wie Erdbeben und Unwetter.
2. Atomkraftwerke hinterlassen radioaktiven Abfall, sogenannten Atommüll
Die ausgebrannten Brennelemente der Kraftwerke strahlen radioaktiv und das Jahrtausende lang. Nach 200.000 Jahren ist die Strahlungsintensität auf das Niveau von natürlichem Uran gesunken und selbst dann ist der Abfall immer noch schädlich, wenn er in den Körper gelangt. Wo soll der Müll gelagert werden für Hunderttausende von Jahren?
3. Atomkraft ist nicht billig, im Gegenteil
Atomkraftwerke werden öffentlich subventioniert. Dem britische Kernkraftwerk Hinkley Point hat man eine Preisgarantie von 12,6 Cent pro Kilowattstunden (kWh) Strom auf 35 Jahre gegeben! Eine kWh Strom aus Sonnen- oder Windenergie kostet zwischen 3 bis 11 Cent. Atomstrom ist also schon in der Herstellung teurer. Da sind die Kosten der Entsorgung und Jahrtausende langen Endlagerung gar nicht mit einberechnet. Ja, diese sind gar nicht absehbar.
4. Atomkraft für den Klimawandel?
Jetzt Atomkraftwerke zu errichten, um den Klimawandel aufzuhalten, ist Unsinn. Neu zu errichtende Kernkraftwerke würden frühestens 2035 bis 2040 in Betrieb gehen. Viel zu spät also! Bis dahin sollte die Energiewende lange umgesetzt sein und bereits Früchte tragen.
Sonnen- oder Windkraftanlagen sind in wenigen Monaten einsatzbereit und liefern Strom, ohne gefährlichen Müll zu produzieren.
5. Es geht auch ohne Atomkraft
Es gibt so viele Alternativen, von Photovoltaik über Windkraft, Wasserkraft, Biomasse bis Geothermie. Schwankungen könnten durch Speicherlösungen ausgeglichen werden. Entweder mittels Batterien, Wasserstoff oder Methan. Und nicht zuletzt ist die Umstellung auf Smart Meter, also intelligente Stromzähler, in vollem Gange. Die Netzbetreiber wissen also besser denn je, in welchen Regionen wann wie viel Strom verbraucht wird.
Sind wir Mitteleuropäer nicht viel zu verwöhnt? Der Strom kommt verlässlich aus der Steckdose. Rund um die Uhr. Vielleicht müssen wir uns von dieser zur Selbstverständlichkeit gewordenen Bequemlichkeit verabschieden.
Eine Umfrage in Deutschland und Österreich hat ergeben, dass viele von uns bereit wären, eine stundenweise Abschaltung des Stroms in der Nacht zu dulden, wenn sie als Ausgleich eine Energie-Gutschrift bekämen. Man könnte mittels einer App mitmachen, das Zeitfenster für eine mögliche kurzzeitige Abschaltung festlegen, zB nachts, oder wenn man ohnehin nicht zuhause ist. Mit den Smart Metern sollte das technisch bereits machbar sein.